
Kronen Zeitung
NACH VERLORENEM JAHR
Schlager will Demut und Wirtshauskultur bewahren!
Xaver Schlager hat schwierige Zeiten hinter sich. Ein Kreuzbandriss kostete den ÖFB-Schlüsselspieler im Vorjahr die EM-Teilnahme und auch im Frühjahr plagten ihn noch Folgeverletzungen. Auf das WM-Quali-Spiel am Samstag (20.45 Uhr) in Linz gegen Zypern habe er lange hingearbeitet, erklärte der 27-Jährige von RB Leipzig am Donnerstag im Teamcamp in Windischgarsten. Mit der Verletzung habe er „völlig abgeschlossen“, Spuren habe sie aber auch bei ihm hinterlassen …
Selbstverständlich ist für Schlager nach seiner langen Leidenszeit nichts mehr. Vergangenen Samstag in der Liga gegen Heidenheim (2:0) absolvierte der Mittelfeldmann erstmals seit April 2024 ein Pflichtspiel über 90 Minuten. „Das ist für mich schon ein großer Erfolg.“ Die Demut will er sich bewahren. „Es ist generell so bei uns Menschen: Wenn einem etwas Schlechtes oder Schlimmes widerfährt, ist man sehr demütig, aber das verliert man oft schnell wieder. Ich glaube, das ist so eine Sache, wo ich aufpassen muss.“
Das Gewinnen stand für Schlager in seinem Genesungsprozess nicht mehr an oberster Stelle. „Man wird bodenständiger. Man sagt: Wenn ich jemals wieder spielen kann, wär‘s super.“ Monatelang musste er für sich alleine trainieren. „Natürlich vermisst man irgendwann das Radl wieder. Manchmal ist man aber auch froh, nicht drin zu sein.“
Ein verlorenes Jahr
Etwas mehr als einen Monat vor der EM in Deutschland hatte sich Schlager den zweiten Kreuzbandriss seiner Karriere zugezogen. „Ich habe letztes Jahr viele schöne Momente verpasst“, sagte der 45-fache Nationalspieler. Über die WM-Teilnahme kommenden Sommer in Nordamerika würde er sich entsprechend freuen. „Natürlich wäre es überragend. Aber es ist nicht so, dass es unbedingt klappen muss. Das ist jetzt nicht so drinnen bei mir.“ Die Prioritäten hätten sich verschoben.
Sein bisher letztes Länderspiel in der Startformation bestritt Schlager vor mehr als 500 Tagen – im März 2024 gegen die Türkei (6:1). Dabei ist er für die Spielweise von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick einer der Schlüsselspieler. „Ich bin fit, ich bin spielfähig“, betonte Schlager. Bis er bei 100 Prozent sei, werde es noch dauern. „Ich bin ein Jahr gestanden, wo die anderen trainiert haben. Es ist nicht so einfach, ein Jahr aufzuholen, das braucht Zeit. Aber ich habe viele Einheiten hinter mir, die ganze Vorbereitung mitgemacht. Es geht in die richtige Richtung.“
In Leipzig knüpft man große Hoffnungen an ihn, Schlager stand in allen drei bisherigen Saisonspielen in der Startelf. Auf die Rückkehr ins Nationalteam, in dem er im Frühjahr zwei Kurzeinsätze absolviert hatte, freute er sich nicht zuletzt aus sozialen Gründen. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn wir nach Österreich kommen – die Kultur mit Essen, die Freunde, die ich hier habe. Das haben wir nicht so oft im Jahr.“
Ein gerettetes Wirtshaus
Schlager ist mittlerweile selbst Gastronom, in seiner Heimat St. Valentin im westlichen Niederösterreich übernahm er das Landgasthaus Dorfrichter, Anfang April wurde neu eröffnet. „Wir sehen in unserer kleinen Stadt, dass ein Wirtshausbetrieb immer schwieriger wird“, erklärte der langjährige Deutschland-Legionär. Gemeinsam mit seinem Vater und einem weiteren Partner sei, als die Gaststätte frei geworden war, die Idee entstanden. „Wir stehen dafür, dass ein Wirtshaus am Leben bleibt.“
Der „Dorfrichter“ hat sieben Tage die Woche geöffnet, daher wird er nicht wie ein klassischer Familienbetrieb, sondern mit Schichtwechseln geführt. Er wolle seiner Stadt einen Treffpunkt zurückgeben, sagte Schlager. Was Wirtshausleben für ihn bedeute? „Gemeinschaft, ein Ort, wo man sich trifft, wo man Spaß hat, wo man etwas trinkt, wo man Sachen beredet, wo man vielleicht seine Sorgen los wird, wo man sich unter Freunden trifft und vielleicht einmal aus dem alltäglichen Radl hinauskommt.“
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